Mitte März brauchen wir eine Auszeit vom Marinaleben und da mit der Revision des Motores alles länger dauert als geplant, haben wir Zeit für eine Landreise nach Darién. Diese Provinz, welches an Kolumbien grenzt, ist sehr dünn besiedelt und die indigenen Völker der Embera und Wuonaan leben da in kleinen Dörfern.
Die Carretera Panamericana führt nach Darién, welche in Yaviza endet. Es fehlen noch 106 km bis zur kolumbischen Grenze. Dichter Primärwald machen das Gebiet nahezu unpassierbar. Autos müssen via Schiff nach Kolumbien verfrachtet werden. Touristisch ist Darién noch gar nicht erschlossen. Wir können im Voraus wenig Informationen finden, sogar auf Google Map fehlen die meisten Ortschaften!
Also packen wir unsere Rucksäcke mit Hängematten, Moskitonetzen, Gummistiefel und Wasserfilter etc. Los geht unser Abenteuer ins Unbekannte.
Schon in Panamacity müssen wir einen Schuhmacher suchen, welcher Hanspeter Sohlen an seinen Laufschuhen leimt. Hier in den Tropen gehen die besten Schuhe in kürzester Zeit kaputt!
Von Panamacity aus fahren wir mit dem Bus nach Metetì. Nach sechs Stunden Fahrt steigen wir in einem staubigen Latinodorf aus. Ilda, eine liebenswerte Angestellte der Marina, ist dort aufgewachsen und hat uns bei ihrer Familie angekündigt. Wir werden herzlich empfangen und aufgenommen. Ganz in der Nähe finden wir eine einfache Unterkunft.
Wunderhübsches Haus von Juanitta und Archimedes
Wir dürfen an ihrem Leben teilnehmen und besichtigen ihre kleine Wachteln- und Hühnerzucht.
Juanitta und Archimedes zeigen uns voller Stolz wie sie täglich Maistortillas für die Geschäfte und Restaurants in Metetì produzieren.
Am Abend werden die Maiskörner verlesen und gekocht. Morgens um fünf Uhr steht Juanitta auf um die «Polentamasse» auszurollen und auszustechen. Ganze 20$ verdient sie für ca. 120 Stück, die Materialkosten nicht abgerechnet!
Für unsere Weiterreise kann uns die Familie keine Tipps geben. Sie selbst kennen Darién kaum. Sie sind auch sehr besorgt um uns und können es sich nicht vorstellen, so zu reisen. Wir entschliessen uns erst einmal nach La Palma zu reisen um von dort unsere weiteren Ziele zu organisieren. Früh stehen wir am Busterminal und fahren mit dem Kleinbus während 30 Min. auf einer Piste nach Puerto Quimba.
Das Glück ist auf unserer Seite. Nachdem wir uns beim Polizeiposten der SENAFRONT (Servicio Nacional de Fronteras) gemeldet haben, können wir direkt auf eine Panga umsteigen,200 PS bringen uns schnell ans Ziel.
Da es in einigen Gebieten von Darién immer wieder Fälle von Drogenschmuggel gibt, wird das Gebiet von der SENAFRONT überwacht. Touristen sind aufgefordert sich an jedem Posten an- und abzumelden. Obwohl wir ihre Fragen nie genau beantworten können, wir wissen ja unser Ziel und die Dauer des Aufenthaltes nicht im Voraus, waren alle immer sehr freundlich.
Von La Palma sehen wir als erste die Stelzenhäuser. Die Tide im Pazifik kann über 5 m sein.
Wir finden in einer kleinen Pension von Ghia und Pablo ein einfaches Zimmer. Auf dem Balkon sitzen wir oft in einem Schaukelstuhl und beobachten das Leben auf der Strasse.
Nach 15 Minuten Fussmarsch entdecken wir das erste Embara – Dorf La Pablito. Sogleich spüre ich hier eine andere Stimmung. Wir schauen was die Fischer für einen Fang eingeholt haben und machen das erste Mal Bekanntschaft mit der Herzlichkeit und Offenheit der Embera.
Kleines Hammerhaibaby -leider
Ich frage in einer kleiner Tienda nach Bananen. Leider hat es keine mehr. Doch auf dem Rückweg kommt der Ladenbesitzer uns entgegen und schenkt uns einige süsse Bananen.
Nachdem Hanspeter unsere beiden Wanderschuhe geleimt hat, unternehmen wir mehrere Spaziergänge und Ausflüge.
Mit einem Jeep als Kleinbus fahren wir nach Serengati. Ein typisch kleines Latinodorf. Nach einem Rundgang fragen wir in der Schule, ob wir einen Besuch machen dürfen. Der Schulinspektor begrüsst uns, holt bei der Direktorin die Bewilligung ein und führt uns dann von Klasse zu Klasse. Mit den kleinen, welche sehr unkoordiniert im leeren Schulraum herumhängen, mache ich sogleich ein Bewegungsspiel.
Schulinspektor José ist begeistert und freut sich, dass ich in jeder Klasse kurz über die Schweiz berichte und Fragen beantworte.
Er lädt uns ein, sein kleines Dorf Chepigana, welches am Rio Tuiro liegt, zu besuchen. Gemeinsam fahren wir mit einem Jeep zu seinem Dorf. Etwas traurig führt er uns zu einer Schule, welche seit etwa 20 Jahren nicht mehr in Betrieb ist – abandone! Stolz erzählt er vom historischen Gebäude, welches die Amerikaner etwa 1941 gebaut haben. Er konnte noch hier zur Schule gehen, doch dann hätte das Gebäude Renovationsarbeiten benötigt, kein Geld war vorhanden und die Bausubstanz wurde gefährlich, so dass die Schule geschlossen wurde. Die Natur holt sich alles wieder zurück…
Auch das Casa de Salud ist «abandone». Seit etwa 14 Jahren unterstützt der Staat dieses kleine Gesundheitszentrum nicht mehr. Es hat keinen Arzt im Dorf und die Leute erzählen uns, dass es leider manchmal vorkomme, dass die Menschen auf dem Weg nach La Palma sterben.
Wir erleben in La Palma drei spannende Tage und entschliessen uns dann weiter in Richtung Rio Sambu zu reisen. Wir wollen die COMARCA EMBARA WUONAAN (teilautonomes Gebiet) bereisen.
Morgens um sechs mache ich mich auf den Weg zur Lancha Anlegestelle. Man weiss nie genau wann die Boote kommen, dies ist auch Tidenabhängig, sie sagten uns einfach wir sollen ganz früh da warten …
Wir haben Glück, um 7 Uhr ergattern wir einen Platz in der Panga nach Garachiné. Eine rasante Fahrt über den Golfo de San Miguel bringt uns unserem Ziel Sambu schon etwas näher.
Bei unserer Ankunft in Garachiné ist gerade Niedrigwasser und wir müssen etwa 300m durch den Schlick waten. Zum ersten Mal sind wir froh, unsere Gummistiefel mitgeschleppt zu haben.
Wir melden uns bei der SENAFRONT an, wieder können wir ihre Fragen nach dem Wohin und wie lange nicht beantworten. Wir wissen es selbst noch nicht. Sie erklären uns wo der Bus nach Sambu hält und wir verabschieden uns. Meistens sind die Bushaltestellen unter einem grossen Mangobaum, der herrlich kühlen Schatten spendet. Wie üblich muss man einfach warten und niemand weiss, wann ein Bus kommt.
Nach einer Stunde kommt das SENAFRONT Auto und der Fahrer spricht in einem rasanten Spanisch auf mich ein und ich verstehe zuerst nur wir müssen einsteigen. Weshalb bei der Polizei einsteigen? Nach kurzem Gespräch verstehe ich dann ganz erstaunt, dass sie uns mit ihrem Auto nach Sambu bringen. Whau, super wir nehmen den Privattransport gerne entgegen.
Nach dem erneuten Anmelden in Sambu begeben wir uns auf die andere Flussseite zum Embera – Dorf Puerto Indio und fragen nach einer Unterkunft.
Wir kriegen ein ganzes «Haus» für uns alleine.
Traditionelles Embera Haus
Was wir alles bei und mit den Emberas erleben und von ihnen lernen, könnt ihr im zweiten Teil des Darién Berichtes lesen.
Leave A Comment