Am 17.09.2010 haben wir Dakar in Senegal erreicht. Wir sind in den Tropen angekommen und gespannt was wir in Westafrika alles erleben.
Nun aber der Reihe nach:
Langsam geht uns die Schaukelei am Ankerplatz in Dakhla auf den Nerv. Wir warten auf ein geeignetes Wetterfenster um die 600 sm (ca.1100 km) südwärts nach Dakar Senegal zu segeln. Anfang sieht es so aus als ob wir sicher noch eine weitere Woche schaukelnd auf dem Schiff verbringen werden.
Doch von Donnerstag auf Freitag ändern sich die Wettervorhersagen zu unseren Gunsten und wir entschliessen uns ganz kurzfristig am Samstag 11. September loszufahren. Genau einen Monat nach unserer Ankunft.
Zum Glück haben wir am Tag zuvor Grosseinkauf gemacht und viel Gemüse, Früchte und etwas Fleisch eingekauft, wir dachten, dass wir wieder 4 Tage nicht vom Schiff kommen.
So kam es ja dann auch, aber anders als gedacht.
Morgens fahren wir frühzeitig in den Fischerhafen um auszuklarieren. Was wir nicht wussten war, dass wir um unsere Schiffspapiere wieder zu erhalten und ausklarieren können, eine Tagesgebühr von etwa 2 CHF zu zahlen haben. Wär ja nicht so schlimm, aber da wir wussten, dass wir den Dirham nicht mehr umwechseln können, haben wir zu wenig Dirham bei uns. Also heisst es zuerst nochmals ins Zentrum fahren um Geld zu wechseln. Der nette Polizist hat uns dann auch gleich gefahren und wir konnten sogar noch Brot und ein paar Früchte kaufen. Ansonsten war das Ausklarieren sehr unkompliziert. Polizei, Hafenbehörde, dann kam noch kurz ein Beamter vom Zoll an Bord. Alle sehr freundlich und ohne irgendwelche Erwartungen von Geschenken oder Bakschisch.
Um 13.30 Uhr hiess es dann Leinen los, ade Marokko.
Nach der Laguneneinfahrt setzten wir das Gross mit 2 Reff, unsere grosse Genua und den Besan. Der Wind bläst von NE mit 5-6 Bf. Es geht uns sehr gut, denn an die Schaukelei sind wir ja vom Ankerplatz gewohnt. (Hat auch Vorteile)! Wir halsen vor dem Wind, was einiges an Arbeit bedeutet. Die Spibäume wollen wir nicht setzten, da es viele Fischerboote hat und man mit den beiden Spibäumen nicht gut ausweichen kann. Die Nacht war streng doch wir kommen recht gut voran. Auch in der zweiten Nacht heisst es Segel reffen, ein Regen mit Wind bis zu 35 kn zwingt uns dazu. Die Windrichtung ändert sich halsen ist angesagt und so geht es weiter. Jedes Mal geht eine Stunde mit Arbeit vorbei, bis alle Segel wieder optimal eingestellt sind, die Windfahne gerichtet etc. eigentlich macht man das mit einer Zweimanncrew nachts nicht so gerne. Doch wir bekommen Übung und alles klappt auch im Dunkeln bestens. Tagsüber haben wir immer leichte Winde mit leichten Richtungsänderungen. In der 3. Nacht wollen wir einfach mal nur Segeln, so führt uns unsere Windfahne dem Wind nach leider etwas westlich, ja nu das gibt halt einige Meilen mehr. Langsam gewöhnen wir uns an die Bordroutine. Hanspeter kocht uns immer super Menue und Lilian funkt abends und sendet Emails um die neuen Wetterberichte via Pactor zu erhalten. Peter unser Freund, erfahrener Wetter- und Nauticberater, begleitet uns in Gedanken und sendet uns alle Tage den aktuellen Wetterbericht.
Während der ganzen Überfahrt wechseln die Winde in Richtung und Stärke, zum Schluss müssen wir sogar noch die letzten 100 sm motoren, da für die folgenden 3 Tage keinen Wind angesagt ist.
Besonderes:
Natürlich Hanspeters Küche, es gibt:
- Frischen Kartoffelstock mit Curryhuhn, Rüeblisuppe, Risibisi, Bohnen mit Speck, Entercôte mit Risibisi und Tomaten-, Gurken- und Peperonisalat, Guaguamole, Pasta mit Sugo, versch. Salate und Sardinen, Zum z’Morgen Müesli oder franz. Omelette. Hanspeter hat vieles vorgekocht und wir essen während der ganzen Überfahrt super gut.
- Am letzten Tag fängt Hanspeter noch einen Bonito.
Tierbeobachtungen:
- Nach der ersten Nacht liegt am Morgen eine kleine Sardine bei uns im Salon. Die muss durch den Niedergang „geflogen“ sein. Fliegende Fische landen mit einem lauten Platsch im Cockpit oder sonst wo.
- Pilotwale schwimmen in Gruppen an uns vorbei. So viele auf ein Mal haben wir noch nie gesehen! Sie kommen von hinten, überholen die Whisper nahe und ziehen weiter. Es sind hunderte und mehr, wir können sie ganz lange beobachten. Wunderschön!
- Eine riesige Delfinschule mit hunderten von Tieren zieht an uns vorbei. Immer wieder kommen einige an unseren Bug und schwimmen pfeilschnell hin und her. Wir können uns nicht genug sattsehen.
- Ein Strandläufer landet bei uns auf der Reling. Er testet einige Plätze und entscheidet sich dann auf dem Radargestänge mitzufahren und dort zu übernachten.
- Ein kleiner Pipmatz ruht sich ebenfalls bei uns aus, wird ganz zutraulich, pickt Körner von der Hand, hüpft Hanspeter auf die Schulter und sucht sich ein Nest in einem Schab unterhalb des Besan. Auch er begleitet uns über 24 Stunden, dann macht er sich ausgeruht wieder selber auf den Weg.
- Wegen Strommangel (wenig Wind, Wolken) stellen wir den Motor an, Lilian wollte noch funken. Nach 10 min. kommt der Überhitzungsalarm. Schnell Motor ausschalten. Es ist noch dunkel und wir warten noch eine Stunde bis Hanspeter den Motor, vor allem das Kühlsystem checkt. Hoffentlich ist es der Impeller und nicht der Kühler (den haben wir ja erst repariert)! Um sieben bereiten wir alles vor und Hanspeter beginnt mit dem Auswechseln des Impellers. Um 9.00 Uhr können wir testen. Super der Motor läuft und wird nicht mehr heiss. Erleichterung tritt ein!
- Während etwa 40 Stunden sehen wir kein Schiff, kein Frachter, kein Fischer. Wir und rund herum Ozean!
- Endlich warme Segelnächte!
Am Freitagnachmittag kommt Land in Sicht. Der Westlichste Punkt von Afrika, Dakar. Überall hat es wieder Fischer und Bojen, Aufmerksamkeit ist gefragt.
Um 18.15 Uhr, kurz vor Dunkelheit fällt der Anker vor dem Yachtclub DVC in Plage Hann, ein Vorstadtdörfchen.
Glücklich und zufrieden stossen wir mit einem Glas Cava an. Ein Ziel ist erreicht, wir sind in den Tropen!
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